Diversität in der Wissenschaft – Veranstaltungsreihe

Diversität in der Wissenschaft – Veranstaltungsreihe

Chance, Herausforderungen und Dimensionen von Diversität: Vortrag und Diskussionsrunde

15. März 2022

Diverse Teams sind kreativer, produktiver und komplexer im Denken (Antonio, 2004; Nathan & Neil, 2013). Trotzdem werden Forschungsteams in der Photonik nur sehr langsam diverser. Woran liegt das? Ziehen sich Unterschiede gegenseitig an, auch im wissenschaftlichen Kontext, oder arbeiten ähnliche Köpfe doch besser zusammen? Unsere Veranstaltungsreihe möchte Vielfalt in der Wissenschaft genauer in den Blick nehmen und eine Plattform bieten, um die Stärken und Herausforderungen diverser Teams zu adressieren.
 

Diversität hat verschiedene Dimensionen: ethnischer Hintergrund, Geschlecht, sexuelle Orientierung und Identifikation und vieles mehr. Allen Dimensionen ist gemeinsam, dass sie Diskussionen bereichern und neue Perspektiven einbringen. Studien aus den Bereichen Marketing, Management und Recht zeigen, dass Vielfalt in Teams große Vorteile mit sich bringt (Nathan & Neil, 2013; Sommers, 2006). Und auch in der Wissenschaft sind diverse Teams innovativer und erweitern den Horizont der Forschung mehr als homogene Teams. Verschiedene Perspektiven und Erfahrungen bringen aber auch Herausforderungen mit sich: Wie kann man auf die unterschiedlichen Fähigkeiten des und der Einzelnen eingehen? Wie kann jede und jeder individuell gefördert werden? Und wie können wir auf wertschätzende und nachhaltige Weise miteinander kommunizieren?

In unserer Veranstaltungsreihe woll(t)en wir uns diesen Fragen in einem Vortrag, einer Diskussionsrunde und bei Bedarf in einem zusätzlichen Workshop nähern.

 

Recap zur Diskussionsrunde: Diversität in der Physik und in der Photonik

Donnerstag, 19.05.2022

Diese gemeinsam mit dem SPIE & OPTICA chapter der FSU Jena organisierte virtuelle Podiumsdiskussion beleuchtete das Thema Diversität im Bereich der Physik und Photonik. Eingeladen waren Diversity-Expertinnen und Experten, sowie Physikerinnen und Physiker, die sich selbst besonders für Diversität in Forschung und Lehre engagieren. Wir sprachen über den aktuellen Stand von Diversity in der Physik, persönliche Erfahrungen mit Diversity Management in der Wissenschaft und was es braucht, um diversere Forschugnsteams zu fördern. 

Unsere Panelisten waren:

  • DR. GEORGE DWAPANYIN stammt aus Ghana und arbeitet derzeit als Fellow in der Optical Manipulation Group an der Universität St. Andrews, UK. Seit 2010 war er fast immer der einzige Farbige in seinen akademischen Gruppen und hat fast alles erlebt, was mit der Zugehörigkeit zu einer Minderheit am Arbeitsplatz einhergeht. Er wird einige seiner Erfahrungen als Diskussionsteilnehmer mitteilen und erläutern, wie er mit solchen Situationen umgeht.
  • TIMOTHY IMGORE ist derzeit Doktorand am Institut für Angewandte Physik Jena. Seine Forschungsarbeit konzentriert sich auf die Anpassung der Dispersionseigenschaften von Faser-Bragg-Gittern in modernen Fasern. Er war auch Mitglied des OSA (jetzt Optica) Diversity, Equity and Inclusion Rapid Action Committee (DEI-RAC) und hat zum #WeAreOSA-Podcast über Vielfalt beigetragen.
  • PROF. STEFANIE KROKER forscht und lehrt an der TU Braunschweig und der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) auf dem Gebiet der "Optischen Quantenmetrologie" mit Schwerpunkt auf photonischen Systemen für Anwendungen in optischen Präzisions- und Quantenexperimenten. Damit ist sie eine von nur 13% weiblichen Professoren in der Physik in Deutschland und weltweit.
  • PROF. HAKEEM OLUSEYI ist ehemaliger NASA-Astrophysiker, Kosmologe, Erfinder, Pädagoge, Wissenschaftskommunikator, Autor, Schauspieler und Veteran der US-Armee. Derzeit ist er Professor an der George Mason University und Präsident der National Society of Black Physicists. Sein Buch "A Quantum Life: My Unlikely Journey from the Street to the Stars" beschreibt seinen ungewöhnlichen Weg von einer Kindheit in Armut und Kriminalität zu einem erstklassigen Physik-Doktorandenprogramm an der Stanford University. Seine Geschichte inspiriert und motiviert viele junge Talente in ähnlichen Situationen, nach den Sternen zu greifen.
  • DR.in ULLA WEBER ist die zentrale Gleichstellungsbeauftragte der Max-Planck-Gesellschaft. In dieser Funktion stellt sie sich der Herausforderung, das theoretische Konzept eines intersektionalen Gleichstellungsansatzes, der das Streben nach Geschlechter- und Diversitätsgerechtigkeit verbindet, in praktische Gleichstellungsarbeit und konkrete Ziele und Maßnahmen umzusetzen. Dabei profitiert sie von ihrer langjährigen Erfahrung in der Gleichstellungsforschung, -arbeit und -politik in der Wissenschaft.

Wir möchten uns bei den Podiumsteilnehmern und den über 40 Zuhörer:innen für eine großartige Diskussion bedanken. Das Ergebnis lässt sich wie folgt zusammenfassen: Um mehr Vielfalt in der Wissenschaft zu erreichen, brauchen wir vor allem mehr Vorbilder aus Minderheiten, die eine Chance bekommen, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen - zum Beispiel durch Quoten. Außerdem brauchen wir ein Bewusstsein für das Thema, Beharrlichkeit, es immer wieder anzusprechen, und wir alle müssen lernen, unsere Unterschiede wertzuschätzen, anzunehmen und für das große Ganze zu nutzen.

 

 

 

Recap Vortrag: Warum sollten wir Diversität anstreben?

In einem Impulsvortrag am 12.04.2022 vermittelte Sanin Hasibović grundlegendes zu den Dimensionen von Diversität zeigte auf, wie wir mit den Herausforderungen umgehen können. Er führte vor Augen, wie jeder durch unbewusste Stereotype beeinflusst wird - auch wenn man das nicht will - und was wir tun können, um unser Verhalten nicht von diesen unbewussten Vorurteilen lenken zu lassen. 

Anhand aktueller Studien konnte er außerdem zeigen, dass Diversität in Forschungsteams tatsächlich viele Vorteile hat und nicht nur besseren Forschungsoutput, sondern auch eine Diversifizierung der Forschungsaktivitäten zur Folge hat. Aber: Das gilt nur dann, wenn sie richtig gemanagt wird! 

Diversität nur um der Diversität willen führt zu vermehrten Kommunikationsproblemen und Konflikten in Teams. Ein schlecht geführtes diverses Team wird daher im Vergleich zu einem schlecht gemanagten homogenen Team vermutlich weniger erfolgreich sein. Mit dieser Erkenntnis einher geht der Aufruf an alle Gruppenleiter: Investiert Zeit in Diversitätsmanagement und Kommunikation innerhalb der Gruppe, dann könnt ihr mit vielfältigen Teams erstaunliche Ergebnisse erzielen!

Sanin Hasibović, M.A./MES, ist Trainer, Mediator und Coach. Durch mehrere internationale Studienabschlüsse, u.a. in Publizistik- und Kommunikationswissenschaften, Betriebswirtschaft, Osteuropastudien und EU-Studien, verfügt er über ein breites interdisziplinäres Wissen. Seine Trainings- und Coaching-Schwerpunkte sind internationale Zusammenarbeit, Diversität und unbewusste Vorurteile.

 

Literaturnachweis

Antonio, A. L., Chang, M. J., Hakuta, K., Kenny, D. A., Levin, S., & Milem, J. F. (2004). Effects of racial diversity on complex thinking in college students. Psychological Science, 15, 507–510.

Nathan, M., & Lee, N. (2013). Cultural diversity, innovation, and entrepreneurship: Firm-level evidence from London. Economic Geography, 89(4), 367–394. https://doi.org/10.1111/ecge.12016

Sommers, S. R. (2006). On racial diversity and group decision making: Identifying multiple effects of racial composition on jury deliberations. Journal of Personality and Social Psychology, 90(4), 597–612. https://doi.org/10.1037/0022-3514.90.4.597

 

 

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